



Wie bisher jede peruanische Stadt, so begegnete uns auch Tumbes laut und chaotisch. Wir flüchteten in den südlicher liegende kleinen Ort Zorritos, in einen Bungalo von Casa de Diego, an einem fast menschenleeren Stand.



mit dem Auto erkunden- ein Reisetagebuch
08. Dez
Die Pyramiden von Túcume, auch Valle de las Pirámides genannt, sind allesamt aus ungebrannten Lehmziegel erstellt. Sie erstrecken sich über ein Areal von 220 Hektar und sind die größte bisher bekannte Ansammlung von Pyramiden dieser Art aus vorkulumbianischer Zeit.
Unweit von der Ortschaft Túcume, ca 30 km von Chiclayo entfernt, im Departamento de Lambayeque in Nordperu, befindet sich dieses einzigartige archäologische Zeugnis.
Der offensichtlich neue Eingang des Parks liegt am Ende des Ortes Túcume rechts hinter der Polizeistation. Der Eintrittspreis ist moderat, wie bei allen archäologischen Stätten in Peru, die nicht vom Massentourismus betroffen sind.
Das Museum Nacional Sicán im Eingangsbereich erklärt ausführlich Geschichte und Hintergrund der Pyramiden bzw. Huacas (Tempelberge) als Zeugnis der Lambayeque-Kultur. Wo einst das Volk der Mochica lebte, besiedelte später das Volk der Sicán das Gebiet. Zwischen 1340 und 1470 herrschte dann das Volk der Chímu über das Areal bis schließlich die expandierenden machtbesessenen Inka auch die Herrschaft über die Pyramiden von Túcume übernahmen.
Als Mitte des 16. Jahrhundert dann die Spanier den Kontinent einnahmen, wurde die Stätte spontan verlassen. Grund war laut Aussagen von Historikern, dass ein Bote mit einer unheilvollen Botschaft in den Valle de las Pirámides eilte: Götter auf vier Beinen, so wurden die Spanier auf ihren Pferden wohl gesehen, hätten den Inka Gott besiegt. Vermeintlich gottlos und daher ohne Schutz durch ihren Gott zündeten die Bewohner in Panik all ihre Häuser an und verließen mit ihrem restlichen Hab und Gut die Pyramiden von Túcume. Das zu verstehen viel uns dann doch schwer.
Die Fahrt ging weiter durch eine wunderschöne Wüstenlandschaft nach Sechura, 54 km südlich von Piura.
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07. Dez
Fischer mit ihren typischen Booten an der Küste von Trujillo:
Westlich von Trujillo, unweit der Küste lag einst die Hauptstadt des Chimú Volkes.
Auf mehr als 20 km² befanden sich 10 Stadtviertel, mit jeweils einem Hauptplatz und einer Tempelpyramide. Erbaut wurden die Anlagen, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden, etwa im 12. Und 13. Jahrhundert. Rund 30 000 Menschen sollen hier gelebt haben. Der jeweilige Herrscher lebte zusammen mit den Arbeiter_innen und seiner Gefolgschaft in einem Stadtbezirk und ließ für sich über ca. 15 – 20 Jahre hinweg eine Tempelpyramide erbauen. Nach seinem Tod wurde er mit seinen Konkubinen und Dienern im Tempel beigesetzt. Der jew. Stadtteil mit Hauptplatz und Pyramide wurde sodann verlassen da er von nun an als heilig galt, wartend auf die Wiederkehr des Verstorbenen. Daher war meist nur ein Stadtteil bewohnt, die anderen Anlagen waren sozusagen stillgelegt. Die Gebäude selbst wurden aus ungebrannten Lehmziegel errichtet.
Über Bewässerungskanäle wurde das Wasser aus den Bergen in große Reservoirs geleitet. Um die Stadtteile herum war es grün. Gemüse und Obst wurde angebaut, die Nahrungsmittel wurden in kleinen Hütten gelagert. Es gab Nahrung im Überfluss. Die Stadtteile wurden so gebaut, dass man nur durch einen kleinen bewachten Bereich Eintritt hatte, drumherum 10 – 15 Meter hohe Mauern. Egal wo man sich innerhalb der Stadt befand, man sah, mit Ausnahme des Hauptplatzes, immer auf Mauern und nie auf einen weiterführenden Türbereich. Wir waren begeistert.
Ein für Touristen zugängliche Teil der Stadt ist der Palacio Tschudi. Die Lehmwände sind hier noch sichtbar mit Reliefs verziert. Hauptmotive: Fische, Fischernetze, Pelikane. Es weht immer ein angenehmer Wind von der Küste her durch die Anlage.
Fazit: Wer den Massentourismus meiden möchte und trotzdem eine sehr interessante und zudem noch große Anlage präkolumbischer Kulturen besuchen möchte, dem sind diese sehr eindrucksvollen Ruinen des Chimú-Reiches in und bei Trujillo nahe gelegt.
Vor der Anlage sahen wir zum ersten Mal einen Peruanischen Nackthund in der prallen Sonne liegen. Ich dachte zuerst, einen aufgedunsenen toten Tierkadaver vor mir zu haben. Perros Viringos, nennen die Peruaner diese Hunde, die zum peruanischen Kulturgut ernannt wurden. Sie sollen wohl schon seit mehr als 1000 Jahren hier im südamerikanischen Raum, Begleiter des Menschen sein. Der nackte Körper des Hundes ist angenehm warm. Er hat die analoge Funktion eines Wärmekissens und gilt daher als Heilmittel gegen Schmerzen und Rheuma. Wohl auch deshalb konnte sich diese Mutation durchsetzen.
Das mutierte Allel, daher Gen, das diese Felllosigkeit bewirkt, ist für das Merkmal dominant (H). Allerdings sind nur heterozygote ( Genotyp Hh) Formen lebensfähig. Daher können sie nicht rein gezüchtet werden. Es gibt deshalb auch den behaarten Peruanischen Nackthund (Genotyp hh). Zumindest alle nackten Peruanische Nackthunde haben ein unvollständiges Gebiss. Das schrumpelige eingefallene Maul des Hundes macht den an sich schon recht hässlichen Hund noch ein Stückchen hässlicher.
Innerhalb von wenigen Stunden fuhren wir von Meereshöhe bis über 4000 Höhenmeter. Klar, dass das nicht ohne Folgen blieb. Peter bekam starke Kopfschmerzen und mir war nur noch übel. Doch Huaraz war nicht mehr weit, lag tiefer und befreite uns von der Pein.
Die 3050 m hoch gelegene Gemeinde Huaraz dient für viele als Zwischenstopp für den Besuch des Parque Nacional Huascarán. Unser Tipp: Wer Natur und Ruhe sucht, sollte besser gleich etwas weiter fahren und eine Unterkunft im Park selber suchen.
Tagsüber wird Huaraz von einem endlosen Hupkonzert dominiert, nachts bellen unentwegt die Hunde.
Um zu diesen wunderschönen, auf 3860 m Höhe gelegenen Lagunen zu gelangen, fährt man zuerst die Ruta 3N bis nach Yungay. Kurz vor dem Ortseingang erhebt sich eine Christusstatue auf einem Hügel.
Dieser Hügel ist im Grunde das Massengrab von 18 000 Menschen, die 1962 von einer Stein- und Schlammlawine begraben wurden. Nur 3000 Einwohner, die sich auf den höher gelegenen Friedhof retten konnten, überlebten dieses Ereignis. Nur ein paar Kilometer neben dem verschütteten (Alt-)Yungay wurde das jetzige Yungay errichtet. Von hier aus geht es Richtung Osten in den Nationalpark Huascarán. Bereits nach 28 km schimmert tiefblau die Laguna Cinancoca zwischen Polylepsis Bäumen (Polylepis Sericea Rosaceae, Rosengewächs) hervor. Ein kurzer Weg führt zur Lagune.
Die wirkliche Traumstraße kam dann ein paar Kilometer später.
Weiter auf der 3N Richtung Norden wird die Landschaft immer trockener, Kakteen und Dornengestrüpp säumen bald die Straße. Und dann kommt der erste Tunnel auf dem auch schon bald viele weitere kommen sollten. Die Straße führt nun entlang einer 15 km langen und bis zu 200 m tiefen Schlucht. Bald wird es einspurig, nur selten säumen ein paar Plastikpfosten die Fahrbahn. Man fährt meist ohne Fahrbahnsicherung nahe am Abgrund. Vor einem Tunnel ist Hupen angesagt, um evtl. Gegenverkehr zum Stoppen zu bewegen. Das geringe Verkehrsaufkommen macht das Befahren der Straße dennoch sicher.
Es sei denn, man liebt die Geschwindigkeit. Meine Anmerkung, als Peter mit über 70 Stundenkilometer auf der einspurigen Fahrbahn in nicht mal 20 cm Abstand zum Abgrund an einen LKW vorbeiraste, wurde von ihm wie folgt kommentiert:
OK, das bedeutet Kommunikationsarbeit. Es gilt eine Lösung zu finden, bei der Peter weiterhin seinen Fahrspaß hat und ich nicht zum Nervenbündel mutiere.
Trotzdem, die Strecke ist wunderschön, ein kleines Highlight auf dieser Reise.
Bei Dunkelheit, Ankunft in Trujillo.