25. Dez.
Bootstourismus auf dem Lago Titicaca
Es ist unsere zweite Reise an den Titicacasee und wir waren doch etwas neugierig auf die sogenannten schwimmenden Inseln der Urus. Also gaben wir uns dem Standartprogramm des Massentourismus hin: Ein geführter Besuch einer schwimmenden Insel mit einem Abstecher zur Isla Taquile, besser bekannt als die Insel der strickenden Männer.
Vom Hafen von Puno aus fahren regelmäßig reine Touristenboote zu einer ausgewählten schwimmenden Insel der Urus. Insgesammt sollen es 49 Inseln sein auf denen das Volk der Uru lebt. 2000 Menschen soll diese ethische Gemeinschaft umfassen. Demzufolge lebt heutzutage der Großteil der Urus auf dem Festland.
Die Inseln werden aus getrocknetem Totoraschilf hergestellt, das an den Uferbereichen des Titicacasees wächst. Dieses Schilf ist auch Grundlage für Boote und Häuser der Urus.
Wir bestaunten auch die modernere Form des Bootsbaus: Leere Plastikflaschen werden zusammengebunden und mit dem Schilf umschlungen.
Die Urus ernähren sich hauptsächlich von den Fischen und Seevögel in ihrer Umgebung, logisch.
Laut Auskunft unseres Führers, der auf einer der Inseln lebt, ist das Volk der Uru eine Art Solidargemeinschaft. Kriminalität würde hier nicht existieren. Jedes bedeutende Fest wird gemeinsam gefeiert, jede Insel, die alle paar Jahre erneuert werden muss, wird gemeinschaftlich errichtet. Daher denke ich, dass die Einnahmen aus dem Tourismus, zumindest zum großen Teil, auch solidarisch verteilt werden. Und das ist nicht wenig. Täglich fahren mehrere Boote mit Touristen zu verschiedenen Inseln, alle zahlen eine Gebühr, etliche zusätzlich Trinkgeld für ein paar Fotos.
Textilwaren und Schilfkunstwerke werden verkauft und wer darüberhinaus noch voll ins Freizeitparkfeeling eintauchen möchte, der investiert in eine Bootsfahrt mit einem der besonderen Schilfboote, extra erbaut für den „Abenteuer“-Touristen.
Der Gewinn für dieses Volk aus dem Tourismus muss enorm sein. So war es auch nicht verwunderlich, dass zu Heilig Abend das in Lateinamerika übliche Feuerwerk, hier in erster Linie von den Inseln der Urus veranstaltet wurde. Ausdauernd und wunderschön.
Die Insel der strickenden Männer – ganz ohne strickende Männer
Die Bootsfahrt ging weiter zur Isla Taquile. Trotz Schnellboot muss man mit etwa einer Stunde Fahrt rechnen. Grund für den touristischen Andrang auf diese Insel sind in erster Linie die strickenden Männer, die hier für diese Gegend typischen langen Mützen (Chullos) stricken. Dass sich daraus nun eine touristische Attraktion entwickeln hat, kommt der Insel und seinen Einwohnern stark zugute. Dabei ist die Insel für sich einfach nur wunderschön und eine Reise dorthin sehr zu empfehlen.
Schafe, kleine Häuschen und immer wieder ein fantastischer Blick auf den blauen Titicacasee mit einem noch tiefer blauen Himmel.
Da heute Weihnachten ist, ist Feier- und Ruhetag. Auch das Strickzeug ruht heute. Auf der „Insel der strickenden Männer“ strickte daher kein einziger Mann. Aber das fanden wir eher angenehm, das ersparte uns das Gefühl als bloßer Menschen-Gaffer hier zu sein.
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