Die Mumien von Chauchilla – seid über 1000 Jahren ungeschützt vor Grabräubern und Touristen

29. Dez.

Eingangsschild, Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Teil 3: Der Friedhof von Chauchilla

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Etwa 28 km südlich von Nazca und inmitten der Wüstenregion liegt der Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla). Vom Süden kommend, befindet sich auf der Panamericana Sur (1S), nur wenige Kilometer nach der Gemeinde Casa, eine Abzweigung nach rechts. Von hier aus sind es nur noch ca. 7 km bis zum Friedhof von Chauchilla.

Die Toten vom Volk der Nazca

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru
ein Baum umgeben von der ein oder anderen Keramikscherbe am Rande des Friedhofs

Etwa ab dem Jahre 200 n. Chr. bis um 900 n. Chr. wurden hier Angehörige aus dem Volk der Nazca beerdigt. Sitzend und die Haarpracht meist mit Tücher umbunden, umgeben von allerlei Grabbeigaben wurden die Toten in den rechteckigen, mit Lehmziegel erbauten Gräbern beigesetzt. Die Körper wurden von den mit Harz behandelten Baumwolltüchern vor Insekten geschützt. Durch das trockene Klima mumifizierten die Toten recht schnell.

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru
die Grabstätten sind aus Lehmziegel erbaut

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Von den einstigen Grabbeilagen finden sich nur noch Keramikscherben in den Gräbern. Zahlreiche umherliegende Knochen und auch Schädel die neben den Scherben und Textilfragmenten auf dem ganzen Friedhof verteilt umherliegen zeugen davon, dass die Grabräuber (huaqueros) nicht sehr pietätvoll mit den Grabbewohnern umgingen.

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru
jahrtausende altes Fragment eines Hüftknochens

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Offiziell entdeckt wurde der Friedhof erst in den 1920er Jahren.

Obwohl seit 1997 durch das peruanische Gesetz geschützt ist die Stätte nahezu schutzlos den nun interessierten Touristen ausgeliefert.
Birgit Knoblauch, Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru
ein Schädel und Knochen, über die man auch leicht stolpern könnte, liegen auf dem markiereten Weg durch den Friedhof

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Etwas abseits am Rande des Friedhofs steht ein kleines Häuschen neben einem überdachten Kiosk, wo man eine geringe Gebühr für den Besuch des Friedhofs entrichtet. Daneben befindet sich ein kleines unbewachtes Museum, das allein schon wegen der leichten Abkühlung zu empfehlen ist.

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru
Mumie im Museum von Chauchilla
Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru
Mumie eines Säuglings

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Der Bereich der Gräber ist offen und ohne Personal. Wir konnten unbeobachtet die Gräber für uns entdecken und nur unsere moralische Kultur hinderte uns daran, einen der vielen Schädel oder Mumien einzupacken und mitzunehmen.

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru
Blick vom Eingangsbereich zu den Grabstätten

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Wenn man bedenkt mit wieviel Sorgfalt und Sicherheitsvorkehrungen die Mumien von Salta (Argentinien) in für sie eigens klimatisierten Räumen, geschützt von der Öffentlichkeit, behandelt werden, überkommt hier einen das pure Staunen. Auch das Staunen darüber, dass es bisher offensichtlich ausreichend war, diesbezügliches Vertrauen in die Besucher_innen zu setzen. Bei dem vielen achtlos weggeworfenen Plastikmüll, die nun als moderne Grabbeilagen zu finden sind, lässt es mich daran allerdings wieder zweifeln.

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru

Nahe des Cementario de Chauchilla, liegt der aktuelle Friedhof.

Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla), Nazca, Peru
Kakteenplantage nahe des Cementario de Chauchilla

Die Nasca-Linien, ein Kunstwerk des Nazca-Volkes auf 500 km² Fläche

Nazca bzw. Nasca Linien, UNESCO, Peru

Die Panamericana Sur geht mitten durch die berühmten Scharrbilder, die Líneas de Nasca. Wohl zwischen 300 und 700 nach Christus erstellt wurden die Nasca-Linien in Teilen 1939 vom US-Amerikaner Paul Kosok entdeckt und von der deutschen Maria Reiche erforscht.

Zwischen Nazca und Palpa, der Nazca Ebene, wurden auf einer Fläche von 500 km² verschiedene bis zu 20 km lange Linien, bzw. auch Flächen in den Wüstenboden geritz. Die Furchen (Geoglyphen) sind dabei oft nicht mehr als 20 cm breit und nur wenige cm tief. Sie bilden neben einfachen Linien und Dreiecken auch Figuren, wie etwa Vögel, Wale, Affen oder auch Menschen.

Nazca bzw. Nasca Linien, UNESCO, Peru

Nazca bzw. Nasca Linien, UNESCO, Peru
Furche einer Linie, die dann von der Panamericana Sur durchschnitten wird

Die Geoglyphen wurden dank Maria Reiche 1994 von der UNESCO als „Linien und Bodenzeichnungen von Nasca und Pampa de Jumana“ zum Weltkulturerbe erklärt

Über die Bedeutung der Linien gibt es viele Theorien. Etwa die Deutung als astronomischer Kalender oder auch als Nachweis bzw. Produkt des Besuches Außerirdischer. Da die Linien und Figuren nur von Flughöhe aus wirklich erkennbar sind, wurden die Linien auch als Beweis der früheren Existenz von Flugdrachen in dieser Region gedeutet.

Nazca bzw. Nasca Linien, UNESCO, Peru

Warum sollten die Menschen damals nicht einfach nur eine Lust entwickelt haben, große Kunstwerke zu erschaffen, einfach so, wie es Menschen heute auch tun. Aber das ist meine Theorie.

Bis auf die wenigen Starkniederschläge die leichte Schäden in den Geoglyphen hinterließen, blieben die Nazca-Linien über die Jahrhunderte hinweg gut erhalten.

Dann kam der Bau der Panamericana, der mitten durch die Linien führt und dann kam Greenpeace…

Greenpeace Akteure schafften es in wenigen Stunden bei einer Protestaktion im Dezember 2014 (gegen den Klimagipgel in Lima), nachhaltig einige dieser Furchen in der Nähe der Kolibri Figur zu zerstören. Auch ein noch so gewaltiger Klimaumschwung hätte etliche Jahrzehnte mehr für eine solche Zerstörung gebraucht.

Nazca bzw. Nasca Linien, UNESCO, Peru

Es gibt nahe der Panamericana einen Hügel, von dem man einige Linien erkennen kann. Ebenso steht direkt an der Panamericana ein Aussichtsturm (Torre Metalica Maria Reiche). Wirklich sehen im Sinne von erkennen kann man die Figuren aber nur vom Flugzeug aus. Auf dem Flughafen bei Nazca kann man auch kurzfristig Rundflüge buchen.

Birgit Knoblauch, Nazca bzw. Nasca Linien, UNESCO, Peru

Wir entschieden uns dagegen, da zu kostspielig, zeitlich und monetär gesehen.

 

 

 

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