Etwa 28 km südlich von Nazca und inmitten der Wüstenregion liegt der Cementario de Chauchilla (Friedhof von Chauchilla). Vom Süden kommend, befindet sich auf der Panamericana Sur (1S), nur wenige Kilometer nach der Gemeinde Casa, eine Abzweigung nach rechts. Von hier aus sind es nur noch ca. 7 km bis zum Friedhof von Chauchilla.
War es ein dauerhaft bewohnter Ort oder nur ein Rückzugsort in Notsituationen? Eines von vielen noch unbeantworteten Fragen über diese einzigartige Festung, hoch auf den Anden.
Sicher ist, dass das Volk der Chachapoya hier einen für sie wichtigen Ort errichtet hat; womöglich galt Kuélap als Hauptort eines losen Staatenverbundes der Chachapoya (Quechua: Wolkenmensch, Nebelkrieger).
Sicher ist auch, dass die Festung von Kuélap auf einem Berg über dem Flußtal des Utcubamba thront, und zwar unweit von Chachapoyas in der Provinz Luya in den nordperuanischen Anden. Wann sie aber erbaut wurde, da reichen die bisherigen Angaben von 400 – 1300 n. Chr. .
Der Weg dorthin
Bereits die Fahrt zu dieser einzigartigen archäologischen Stätte bietet viele interessante Ein- und Ausblicke.
auf der LI-104 nahe PimpingosBrücke über den Rio Huancabamba
Überall vor den Häusern saßen Menschen, plauderten oder schauten einfach vor sich hin. In der Regel gehört zu jedem Haus ein Hund, vielleicht noch ein paar Schweine und Hühner, meist noch ein Stall mit Meerschweinchen. Was immer in etwas Distanz zu jedem Haus steht, ist ein kleines Häuschen mit Kamin. Wir rätselten erst, ob dies wirklich ein Toilettenhäuschen ist oder doch etwa eine Räucherkammer; der Kamin verwirrte uns ein wenig. Nach eingehender Besichtigung war aber klar: es sind Toilettenhäuschen mit Kamine für den Gasaustausch.
typisches Toilettenhäuschen der nördlichen Anden von PeruHäuschen am Straßenrand auf den Weg nach Kuélap
Wir fanden in der Gemeinde María, eine Ortschaft vor Kuélap, eine schöne Bleibe in der Hospedaje El Torreón (35 Sol) mit eigenem Bad und warmen Wasser! Wir waren dort die einzigen Touristen und laut Registrierungsbuch, die einzigen seit langem.
Zimmer im Hospedaje El Torreón, Gemeinde María
Im Ort selber führt eine lange, breite Treppe hinauf in den Berghang. Wir vermuten, dass die Treppe zum Schutz der Bevölkerung errichtet wurde.
Fluchttreppe, Gemeinde MaríaBeachvolleyball hoch in den Anden auf 2900 m Höhe, Gemeinde María
Die Festung von Kuélap erfordert erstmal 2 km Aufstieg, mit Pferd oder zu Fuß
Mit uns starteten ein Trupp von vier Männern, die gemeinsam einen langen Baumstamm schleppten. Zumindest die ersten paar hundert Meter, dann hieß es für die Männer 1. Vesperpause, wir gingen mit leerem Magen weiter.
auf dem Weg zur Festung…
Dann endlich, eine massive Mauer mit einer Höhe zwischen 12 und 20 Metern ragt vor uns empor. Die Festung von Kuélap. Die Mauer soll über 600 m betragen und die Stadtanlage von 6 ha umfassen.
Nur einer der insgesamt drei Eingänge zur Anlage ist geöffnet. Durch einen schmalen Pfad geht es hinauf zu den Ruinen.
Einer der drei Eingangsbereiche
Die Festung ist auf verschiedenen Ebenen angelegt, die von unterschiedlichen Gesellschaftsklassen bewohnt wurden
Kennzeichen dafür sind die verschiedenartigen Verzierungen der Häuser mit den typischen Mustern der Chachapoyas.
Die oberste Ebene wird auch als „Castillo“ bezeichnet und wurde wohl von der obersten Gesellschaftsschicht, dem Adel, bewohnt. Das sogenannte „obere Dorf“ wiederum gehörte den Angehörigen des Militärs. Einfache Wohnhäuser, teilweise unterkellert bildeten das „untere Dorf“. In den Wohnhäusern war ein kleiner aus Steinen gebildeter Tunnel, bzw. Steg. Dort wohnten die Meerschweinchen. Davor, in vielen Häusern noch gut erkennbar, war sozusagen die Küche mit einem Mahlstein.
MahlsteinMahlstein, im Hintergrund die aus Steinen gebaute Behausung für die Meerschweinchen
Etwa in der Mitte der Festung befindet sich ein viereckiges Haus, eine völlig untypische Bauweise für die Chachapoyas, die ihre Häuser und Gebäude allesamt in runder Form erbauten. Daher wird vermutet, dass die Inkas dafür verantwortlich waren.
El Tintero, ein Gebäude, das sich von oben nach unten verjüngt. Wozu es gedient hat, ist nicht bekannt. Wie die Konstruktion zustande kam, auch nicht. Es gibt natürlich zahlreiche Theorien über den Zweck von El Tintero, die einen besagen es war ein Observatorium, die anderen ein Gefängnis oder eine Folterkammer oder…
El Tintero, das Tintenfass
El Torréon, einer der zwei Wachtürme in Kuélap
Obwohl die Eingänge schmal und die Festung gut bewacht wurde, schafften es die expansionsbesessenen Inkas im 15. Jahrhundert, die Festung einzunehmen.
Ausblick von der Festung
Panoramabild des Rio Tingo-Tales. Rechts im Bild der Wachturm El Torréon
Eine Anlage von beachtlichem Ausmaß und Bedeutung, aber noch weitgehend im Dornröschenschlaf
Mit seiner Fläche von 6 ha ist die Festung von Kuélap fast doppelt so groß wie die von den Inkas erbaute Anlage des Machu Pichu (3,25 ha); liegt mit ihren 3000 Höhenmeter um 600 m höher und ist zudem um einige Jahrhunderte älter. Trotzdem gehen Gelder und Tourist_Innen in erster Linie nach Machu Pichu.
heutiger Bewohner der Anlage
Das ist auch der Grund, warum nur ein kleiner Teil der Festung von Kuélap bisher freigelegt und/oder restauriert wurde. Ein großer Teil der Anlage ist überwuchert von Grasmatten und mit Bromelien und Orchideen behangenen Bäumen.
Ein Team von Forscher_Innen und Arbeiter_Innen ist fast täglich auf der Anlage, aber die Freilegungsarbeiten gehen offensichtlich nur sehr langsam voran. Das liegt zu einem am Mangel an Geldern, so dass die Materialien mühsam mit Mannes- und/oder Pferdekraft zur Festung transportiert werden müssen. Das liegt zum anderen auch an die gemütliche (ohne Wertung!) Arbeitsweise der Peruaner_Innen. Wir vermuten aufgrund unserer Beobachtungen, dass vier Männer für einen Baumstamm zwischen 2,5 – 3 h benötigen.
Das liegt aber auch an mangelhafter Logistik des gesamten Restaurierungsprojektes. Wir beobachteten etwa, dass zwei Frauen damit beschätigt waren, einzelne größere Steine von A nach B zu transportieren, während 6 Männer sich unterhielten. Wobei B sicherlich nicht der Bleibeort dieser Steine war und irgendwann wieder weitertransportiert werden mussten. Während der Gesamtdauer unserer Besuches unterhielten sich die Männer, wir unterstellen mal projektbezogen.
Die neue Seilbahn – ein Hoffnungsträger für den Tourismus
Im Januar 2017, kurz nach unserem dortigen Aufenthalt, wurde nach 1,5 Jahren Baudauer, eine Seilbahn bis zur Gemeinde Kuélap unterhalb der Festung in Betrieb genommen. Die recht moderne Seilbahn umfasst 26 Kabinen, die jeweils Platz für 8 Personen bietet.
Seilbahnstation in Kuélap
Es ist die erste Seilbahn dieser Art in Peru. 60 m oberhalb des Flusses Rio Tingo, nahe der Gemeinde Nuevo Tingo, befindet sich die Bodenstation der Seilbahn. Nach 20 Minuten Fahrt und 4 km Distanz wird Kuélap erreicht.
Das Projekt kostete 21 Millionen USD. Sicher, ein Impuls für den bisher sehr schwachen Tourismus. Allerdings wohl auch das Aus für viele der, wenn auch wenigen, Unterkünfte und Restaurants der nun noch weniger frequentierten Straße nach Kuélap.
Wir finden zudem, dass erst das Ziel, nämlich die Festung selbst, für die Besucher_innen auf Vordermann hätte gebracht werden sollen, und dann erst der Transport dorthin.
Straße nach Kuélap
Die Weiterfahrt ging zur 440 km entfernten Gemeinde Terapoto, eine Zwischenstation auf unseren Weg Richtung Süden.
Terapoto
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Fischer mit ihren typischen Booten an der Küste von Trujillo:
Fischerboote von Trujillo, im Hintergrund unser Hotel El Sombrero
Westlich von Trujillo, unweit der Küste lag einst die Hauptstadt des Chimú Volkes.
Auf mehr als 20 km² befanden sich 10 Stadtviertel, mit jeweils einem Hauptplatz und einer Tempelpyramide. Erbaut wurden die Anlagen, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden, etwa im 12. Und 13. Jahrhundert. Rund 30 000 Menschen sollen hier gelebt haben. Der jeweilige Herrscher lebte zusammen mit den Arbeiter_innen und seiner Gefolgschaft in einem Stadtbezirk und ließ für sich über ca. 15 – 20 Jahre hinweg eine Tempelpyramide erbauen. Nach seinem Tod wurde er mit seinen Konkubinen und Dienern im Tempel beigesetzt. Der jew. Stadtteil mit Hauptplatz und Pyramide wurde sodann verlassen da er von nun an als heilig galt, wartend auf die Wiederkehr des Verstorbenen. Daher war meist nur ein Stadtteil bewohnt, die anderen Anlagen waren sozusagen stillgelegt. Die Gebäude selbst wurden aus ungebrannten Lehmziegel errichtet.
typische Tierzeichnung im Tempelbereich von Chan Chan
Über Bewässerungskanäle wurde das Wasser aus den Bergen in große Reservoirs geleitet. Um die Stadtteile herum war es grün. Gemüse und Obst wurde angebaut, die Nahrungsmittel wurden in kleinen Hütten gelagert. Es gab Nahrung im Überfluss. Die Stadtteile wurden so gebaut, dass man nur durch einen kleinen bewachten Bereich Eintritt hatte, drumherum 10 – 15 Meter hohe Mauern. Egal wo man sich innerhalb der Stadt befand, man sah, mit Ausnahme des Hauptplatzes, immer auf Mauern und nie auf einen weiterführenden Türbereich. Wir waren begeistert.
Ein für Touristen zugängliche Teil der Stadt ist der Palacio Tschudi. Die Lehmwände sind hier noch sichtbar mit Reliefs verziert. Hauptmotive: Fische, Fischernetze, Pelikane. Es weht immer ein angenehmer Wind von der Küste her durch die Anlage.
Das unersättliche, aggressive und expansionsgierige Volk der Inka wollte natürlich auch das Chimú-Reich unter seine Herrschaft bringen. Doch die jeweiligen Stadtteile waren nur durch einen schmalen und gut bewachten Eingang passierbar. Dies stellte für die Inkas ein unüberwindbares Hindernis dar. Also kappten sie die Bewässerungskanäle, so dass kein Wasser mehr nach Chan Chan floss. 10 Jahre dauerte dieser Zustand bis dann die Vorräte in Chan Chan zur Neige gingen und die Chimú zu Verhandlungen bereit waren.
ehemaliger Wasserspeicher, Chan Chan, Peru
Raum des Mondkalenders mit 28 Rahmen, Chan Chan, Peru
Der Sohn eines Inka Herrschers aus Cusco wurde darauf hin mit einer bedeutenden Chimú Tochter vermählt und wohnte so dann in Chan Chan. Nach weiteren 30 Jahren wurde er wieder aus Chan Chan geworfen, die religiösen Diskrepanzen waren unüberwindbar. Im Grunde ging es um Sonne gegen Mond. Die Sonne hatte für die Chimú keine besondere Bedeutung, sie schien schließlich jeden Tag. Stattdessen wurde der Mond verehrt. Also feierten sie alle 28 Tage den Vollmond und wollten sich dies auch nicht nehmen lassen.
Adobemauer
Später verbündeten sie sich mit den Spanier gegen die Inka und wurden dann durch Pocken und Masern dahingerafft. Die wenig übriggebliebenen vermischten sich dann mit den Spaniern, den Japanern, den … so erklärte es uns zumindest der Führer durch die Anlage.
Tonfigur im Museum del Sitio nahe Chan Chan
Das Museo del Sitio liegt etwa 1 km von der Anlage entfernt und veranschaulicht ein wenig das Leben zu dieser Zeit.
Huaca Arco Iris (Huaca la Esmeralda), Ausgrabungsstätte in Trujillo
Huaca Arco Iris, Ausgrabungsstätte in TrujilloHuaca Arco Iris (Huaca El Dragon), Ausgrabungsstätte in Trujillo
Fazit: Wer den Massentourismus meiden möchte und trotzdem eine sehr interessante und zudem noch große Anlage präkolumbischer Kulturen besuchen möchte, dem sind diese sehr eindrucksvollen Ruinen des Chimú-Reiches in und bei Trujillo nahe gelegt.
Der Peruanische Nackthund – hässlich und impossant
Peruanischer Nackthund
Vor der Anlage sahen wir zum ersten Mal einen Peruanischen Nackthund in der prallen Sonne liegen. Ich dachte zuerst, einen aufgedunsenen toten Tierkadaver vor mir zu haben. Perros Viringos, nennen die Peruaner diese Hunde, die zum peruanischen Kulturgut ernannt wurden. Sie sollen wohl schon seit mehr als 1000 Jahren hier im südamerikanischen Raum, Begleiter des Menschen sein. Der nackte Körper des Hundes ist angenehm warm. Er hat die analoge Funktion eines Wärmekissens und gilt daher als Heilmittel gegen Schmerzen und Rheuma. Wohl auch deshalb konnte sich diese Mutation durchsetzen.
Das mutierte Allel, daher Gen, das diese Felllosigkeit bewirkt, ist für das Merkmal dominant (H). Allerdings sind nur heterozygote ( Genotyp Hh) Formen lebensfähig. Daher können sie nicht rein gezüchtet werden. Es gibt deshalb auch den behaarten Peruanischen Nackthund (Genotyp hh). Zumindest alle nackten Peruanische Nackthunde haben ein unvollständiges Gebiss. Das schrumpelige eingefallene Maul des Hundes macht den an sich schon recht hässlichen Hund noch ein Stückchen hässlicher.
Auch dieser Park zählt wie Tierradentro seit 1995 zur Liste der UNESCO Weltkulturerbe.
Der Park ist weitläufig, wunderbar in einem schönen Sekundärwald zu bewandern und alles Weitere ist in einschlägiger Literatur und z.B. unter wikipedia zu erfahren.
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Die Region Tierradentro liegt in den Zentralkordilleren. Dort bei San Andres de Pesimbalá befindet sich der Parque arqueológico nacional de Tierradentro. Seit 1995 steht der Park auf der -Liste des Welterbes der Menschheit. Es sind zahlreiche unterirdische Grabanlagen, die Zeugen und Überreste der sogenannten Tierradentro-Kultur sind.
Die Fahrt dorthin führt über eine unbefestigte jedoch gut befahrbare Straße.
Ein etwas steiler Fußweg führt ab Parkeingang in etwa 20 Minuten zu den ersten Grabstätten. Ein Parkwächter öffnet die Luken zu den Gräbern. Hohe Stufen führen hinab zu den Grabkammern. Die aus dem Vulkangestein ausgemeißelten Totenkammern messen im Durchmesser 2-7 Meter und sind selten über 2 Meter hoch. Zwischen 500 und 200 nach Christus wurden hier die ausgegrabenen Knochen der Stammesmitglieder zur letzten Ruhe aufgebahrt. Vor Einfall der Spanier in Tierradentro war diese Kultur bereits erloschen.