Tag 21
Das Gebiet nördlich der Achse Riohacha-Maracaibo im Departamento La Guajira wird vom Volk der Wayúu autonom verwaltet. Es ist das Grenzgebiet zu Venezuela. Die Wayúu besitzen sowohl die kolumbianische wie auch die venezolanische Staatsbürgerschaft. Dies erleichtert den illegalen Handel von Benzin, Drogen und auch Menschen und ermöglicht den Zugang zu subventionierten Lebensmittel des sozialistischen Venezuelas.
Das Volk der Wayúu lebt abgesehen von den wenigen immens reichen Drogenbossen in der Regel in recht ärmlichen Verhältnissen. Sie sind weniger in Dorfgemeinschaften, sondern vielmehr in Familienklans organisiert. Wichtig für die einzelnen etwa 40 Familienverbände ist das Land, das Ihnen gehört. Dieses wird matrilinear vererbt. Jedoch hat der Bruder einer Frau das Sagen, auch in der Kindererziehung. Der Mann der Frau gilt als Samenspender. So wurden in der Vergangenheit auch problemlos etwa holländische Händlern aus Aruba als Samenspender akzeptiert wie auch ausländischen Outlaws über die Jahrhunderte hinweg Zuflucht geboten. Polygamie ist akzeptiert. Die Frau bleibt ihr Leben lang mit ihrem Land verbunden. Die Frau ist die Erde, die Männer sind der Regen.
Geld spielt eine wichtige Rolle im Verständnis der Wayúu. „Alles ist Geld“, das heißt, für Geld ist alles zu haben und hat somit auch in der indigenen Rechtsprechung eine große Bedeutung. Hierbei steht stets der gesamte Familienklan in der Verantwortung. Eine wichtige Rolle nimmt der pütchipü (Meister des Wortes) ein. Er agiert als Mittler bei internen Konflikten und ist somit ein Mediator.
Da das Land den Wayúu gehört, erheben sie auch, nach unserer Meinung völlig zurecht, Wegezoll, wenn man es befährt. Dafür werden über die stets unbefestigten Straßen Schnüre gespannt, die zum Anhalten bewegen. Von uns wurde lediglich einmal 5000 COP (1,50 €) verlangt.
Allerdings wurden wir häufig von Kindern angehalten, die Süßes oder alles Mögliche einforderten. Teils indem sie sich vors Auto stürzten, teils mittels einer über die Straße gespannten Schnur oder einfach nur indem sie freundlich winkend am Straßenrand standen.
Vorsicht, nicht zu weit das Fenster öffnen, es wird von den Kindern gern und ungeniert ins Autoinnere gegriffen.
Entgegen aller Mahnungen und Warnungen: Man kann das Gebiet sehr gut ohne Führer bereisen
Wir wussten nicht was auf uns zukommt und wie das Volk der Wayúu auf Fremde, die allein ohne einheimischen Führer reisen, reagiert. Da wir generell immer lieber ohne Führer unterwegs sind, wollten wir die Alta Guajira trotz der Warnungen allein befahren und wurden angenehm überrascht.
Folgende Dinge sind zu beachten:
– Genügend Geldscheine in kleinen Einheiten (2000 COP, 5000 COP) mitnehmen
– Noch mehr Süßigkeiten, Kekse, Crackers griffbereit haben. (Wir hatten diese tütenweise bereits in Santa Marta gekauft)
– Ein geländegängiges Fahrzeug und ein gutes Navi
Ziel war die Punta Gallinas, der nördlichste Punkt Südamerikas mit seinen schönen Dünen.
Vorbei an Uribia fährt man die Ruta Uribia-Puerto Bolivar nach Norden. Wir hatten uns einen Trail ausgesucht, der kurz vor dem Hafen nach rechts abbiegt und die Lagune umrandend Richtung Punta Gallinas führt.
Die starken Regenfälle der letzten Tage (Ausläufer des Hurrikans Otto) hatten den sandig-siltigen Untergrund in Matsch verwandelt. Außer Fahrradspuren waren keine anderen Fahrspuren erkennbar. Wir ahnten, was sich dann bestätigte: Die Straße war zumindest für unser 2 X 4 Auto unpassierbar. Wir ersehnten uns unseren Jeep herbei.
Das Risiko permanent stecken zu bleiben und nur unter großer Anstrengung vorwärts zu kommen war uns dann doch zu groß. Das hatten wir bereits in Argentinien, mit defektem 4 x 4 waren wir damals auf einer ähnlichen Straße auf die Hilfe Dritter angewiesen.
Wir drehten um. Eine Wayúu Frau riet uns zurück bis nach San Martín zu fahren. Von dort führt auch eine Rute nach Punta Gallinas. Die Straßenverhältnisse waren dann aber dieselben.
Alternativ sollte nun unser Weg zum Cabo de la Vela gehen, der heilige Berg der Wayúu. Es ging also nach Westen. Cabo de la Vela heißt auch die letzte Ortschaft von der ein Weg zum Berg führt.
Fahrt durch den Ort Cabo de la Vela:
Die Straßen von Cabo de la Vela lagen unter riesigen Pfützen, auch hier war nach der Ortschaft ein Weiterkommen nicht möglich. Zu unserem Erstaunen bietet der Ort eine touristische Infrastruktur. Es gibt Restaurants und sehr einfache Unterkünfte und es gibt ein Kiteboarding Center! Inklusiv Kiteboarding Schule. Wer also inmitten von Alta Guajira ein paar Tage an der Küste verbringen möchte und Lust auf Kiteboarding hat ist hier genau richtig.
Peter liebt Pfützenbilder, Voilá:
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