Die Fahrt von Sechura nach Tumbes führte uns durch eine wunderschöne aride Landschaft.
Je mehr die Panamericana Norte sich der Küste näherte, je mehr standen rechts und links der Straße Ölförderturme.
Peru fördert sowohl an seiner Nordküste als auch im Amazonasbecken Öl. Weniger für den Export vielmehr für die heimische Industrie. Im Gegensatz zum Amazonasbecken, bei der durch die Ölförderung zahlreiche indigenen Gemeinschaften ihrer Lebensgrundlage beraubt werden, ist hier die Förderung doch recht „Umwelt“-verträglich.
Wie bisher jede peruanische Stadt, so begegnete uns auch Tumbes laut und chaotisch. Wir flüchteten in den südlicher liegende kleinen Ort Zorritos, in einen Bungalo von Casa de Diego, an einem fast menschenleeren Stand.
Die Pyramiden von Túcume, auch Valle de las Pirámides genannt, sind allesamt aus ungebrannten Lehmziegel erstellt. Sie erstrecken sich über ein Areal von 220 Hektar und sind die größte bisher bekannte Ansammlung von Pyramiden dieser Art aus vorkulumbianischer Zeit.
Unweit von der Ortschaft Túcume, ca 30 km von Chiclayo entfernt, im Departamento de Lambayeque in Nordperu, befindet sich dieses einzigartige archäologische Zeugnis.
Der offensichtlich neue Eingang des Parks liegt am Ende des Ortes Túcume rechts hinter der Polizeistation. Der Eintrittspreis ist moderat, wie bei allen archäologischen Stätten in Peru, die nicht vom Massentourismus betroffen sind.
Das Museum Nacional Sicán im Eingangsbereich erklärt ausführlich Geschichte und Hintergrund der Pyramiden bzw. Huacas (Tempelberge) als Zeugnis der Lambayeque-Kultur. Wo einst das Volk der Mochica lebte, besiedelte später das Volk der Sicán das Gebiet. Zwischen 1340 und 1470 herrschte dann das Volk der Chímu über das Areal bis schließlich die expandierenden machtbesessenen Inka auch die Herrschaft über die Pyramiden von Túcume übernahmen.
Als Mitte des 16. Jahrhundert dann die Spanier den Kontinent einnahmen, wurde die Stätte spontan verlassen. Grund war laut Aussagen von Historikern, dass ein Bote mit einer unheilvollen Botschaft in den Valle de las Pirámides eilte: Götter auf vier Beinen, so wurden die Spanier auf ihren Pferden wohl gesehen, hätten den Inka Gott besiegt. Vermeintlich gottlos und daher ohne Schutz durch ihren Gott zündeten die Bewohner in Panik all ihre Häuser an und verließen mit ihrem restlichen Hab und Gut die Pyramiden von Túcume. Das zu verstehen viel uns dann doch schwer.
Sechura – der Weg war das Ziel
Die Fahrt ging weiter durch eine wunderschöne Wüstenlandschaft nach Sechura, 54 km südlich von Piura.
Fischer mit ihren typischen Booten an der Küste von Trujillo:
Westlich von Trujillo, unweit der Küste lag einst die Hauptstadt des Chimú Volkes.
Auf mehr als 20 km² befanden sich 10 Stadtviertel, mit jeweils einem Hauptplatz und einer Tempelpyramide. Erbaut wurden die Anlagen, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden, etwa im 12. Und 13. Jahrhundert. Rund 30 000 Menschen sollen hier gelebt haben. Der jeweilige Herrscher lebte zusammen mit den Arbeiter_innen und seiner Gefolgschaft in einem Stadtbezirk und ließ für sich über ca. 15 – 20 Jahre hinweg eine Tempelpyramide erbauen. Nach seinem Tod wurde er mit seinen Konkubinen und Dienern im Tempel beigesetzt. Der jew. Stadtteil mit Hauptplatz und Pyramide wurde sodann verlassen da er von nun an als heilig galt, wartend auf die Wiederkehr des Verstorbenen. Daher war meist nur ein Stadtteil bewohnt, die anderen Anlagen waren sozusagen stillgelegt. Die Gebäude selbst wurden aus ungebrannten Lehmziegel errichtet.
Über Bewässerungskanäle wurde das Wasser aus den Bergen in große Reservoirs geleitet. Um die Stadtteile herum war es grün. Gemüse und Obst wurde angebaut, die Nahrungsmittel wurden in kleinen Hütten gelagert. Es gab Nahrung im Überfluss. Die Stadtteile wurden so gebaut, dass man nur durch einen kleinen bewachten Bereich Eintritt hatte, drumherum 10 – 15 Meter hohe Mauern. Egal wo man sich innerhalb der Stadt befand, man sah, mit Ausnahme des Hauptplatzes, immer auf Mauern und nie auf einen weiterführenden Türbereich. Wir waren begeistert.
Ein für Touristen zugängliche Teil der Stadt ist der Palacio Tschudi. Die Lehmwände sind hier noch sichtbar mit Reliefs verziert. Hauptmotive: Fische, Fischernetze, Pelikane. Es weht immer ein angenehmer Wind von der Küste her durch die Anlage.
Das unersättliche, aggressive und expansionsgierige Volk der Inka wollte natürlich auch das Chimú-Reich unter seine Herrschaft bringen. Doch die jeweiligen Stadtteile waren nur durch einen schmalen und gut bewachten Eingang passierbar. Dies stellte für die Inkas ein unüberwindbares Hindernis dar. Also kappten sie die Bewässerungskanäle, so dass kein Wasser mehr nach Chan Chan floss. 10 Jahre dauerte dieser Zustand bis dann die Vorräte in Chan Chan zur Neige gingen und die Chimú zu Verhandlungen bereit waren.
Der Sohn eines Inka Herrschers aus Cusco wurde darauf hin mit einer bedeutenden Chimú Tochter vermählt und wohnte so dann in Chan Chan. Nach weiteren 30 Jahren wurde er wieder aus Chan Chan geworfen, die religiösen Diskrepanzen waren unüberwindbar. Im Grunde ging es um Sonne gegen Mond. Die Sonne hatte für die Chimú keine besondere Bedeutung, sie schien schließlich jeden Tag. Stattdessen wurde der Mond verehrt. Also feierten sie alle 28 Tage den Vollmond und wollten sich dies auch nicht nehmen lassen.
Später verbündeten sie sich mit den Spanier gegen die Inka und wurden dann durch Pocken und Masern dahingerafft. Die wenig übriggebliebenen vermischten sich dann mit den Spaniern, den Japanern, den … so erklärte es uns zumindest der Führer durch die Anlage.
Das Museo del Sitio liegt etwa 1 km von der Anlage entfernt und veranschaulicht ein wenig das Leben zu dieser Zeit.
Fazit: Wer den Massentourismus meiden möchte und trotzdem eine sehr interessante und zudem noch große Anlage präkolumbischer Kulturen besuchen möchte, dem sind diese sehr eindrucksvollen Ruinen des Chimú-Reiches in und bei Trujillo nahe gelegt.
Der Peruanische Nackthund – hässlich und impossant
Vor der Anlage sahen wir zum ersten Mal einen Peruanischen Nackthund in der prallen Sonne liegen. Ich dachte zuerst, einen aufgedunsenen toten Tierkadaver vor mir zu haben. Perros Viringos, nennen die Peruaner diese Hunde, die zum peruanischen Kulturgut ernannt wurden. Sie sollen wohl schon seit mehr als 1000 Jahren hier im südamerikanischen Raum, Begleiter des Menschen sein. Der nackte Körper des Hundes ist angenehm warm. Er hat die analoge Funktion eines Wärmekissens und gilt daher als Heilmittel gegen Schmerzen und Rheuma. Wohl auch deshalb konnte sich diese Mutation durchsetzen.
Das mutierte Allel, daher Gen, das diese Felllosigkeit bewirkt, ist für das Merkmal dominant (H). Allerdings sind nur heterozygote ( Genotyp Hh) Formen lebensfähig. Daher können sie nicht rein gezüchtet werden. Es gibt deshalb auch den behaarten Peruanischen Nackthund (Genotyp hh). Zumindest alle nackten Peruanische Nackthunde haben ein unvollständiges Gebiss. Das schrumpelige eingefallene Maul des Hundes macht den an sich schon recht hässlichen Hund noch ein Stückchen hässlicher.
Die Fahrt von Lima nach Huaraz gestaltete sich zügig und unproblematisch. In den Gebieten nahe größerer Städte muss man allerdings mit Polizeikontrollen rechnen, und zwar alle paar 100 Meter.
Innerhalb von wenigen Stunden fuhren wir von Meereshöhe bis über 4000 Höhenmeter. Klar, dass das nicht ohne Folgen blieb. Peter bekam starke Kopfschmerzen und mir war nur noch übel. Doch Huaraz war nicht mehr weit, lag tiefer und befreite uns von der Pein.
Huaraz- eine kleine aber laute Gemeinde am Rande des Nationalparks Huascarán
Die 3050 m hoch gelegene Gemeinde Huaraz dient für viele als Zwischenstopp für den Besuch des Parque Nacional Huascarán. Unser Tipp: Wer Natur und Ruhe sucht, sollte besser gleich etwas weiter fahren und eine Unterkunft im Park selber suchen.
Tagsüber wird Huaraz von einem endlosen Hupkonzert dominiert, nachts bellen unentwegt die Hunde.
Lagunas Llanganuco – zwei türkisblaue Perlen in einem Gletschertal
Um zu diesen wunderschönen, auf 3860 m Höhe gelegenen Lagunen zu gelangen, fährt man zuerst die Ruta 3N bis nach Yungay. Kurz vor dem Ortseingang erhebt sich eine Christusstatue auf einem Hügel.
Dieser Hügel ist im Grunde das Massengrab von 18 000 Menschen, die 1962 von einer Stein- und Schlammlawine begraben wurden. Nur 3000 Einwohner, die sich auf den höher gelegenen Friedhof retten konnten, überlebten dieses Ereignis. Nur ein paar Kilometer neben dem verschütteten (Alt-)Yungay wurde das jetzige Yungay errichtet. Von hier aus geht es Richtung Osten in den Nationalpark Huascarán. Bereits nach 28 km schimmert tiefblau die Laguna Cinancoca zwischen Polylepsis Bäumen (Polylepis Sericea Rosaceae, Rosengewächs) hervor. Ein kurzer Weg führt zur Lagune.
Der Park selber, der zum UNESCO Naturerbe gehört, beinhaltet den gesamten Gebirgszug der Cordillera Blanca. Auf 160 km Länge reihen sich etliche 5000er und 6000er. Die Lagunen Llanganuco, von den Einheimischen Chinancocha und Orconcocha (männlicher und weiblicher See) genannt, liegen zwischen den Steilwänden des Huandoy (6395 m) und des Huascarán (6768 m), Perus höchster Berg.
Peter wollte unbedingt einen Pass fahren. Also ging es die Serpentinen hoch bis auf 4846 m Höhe und wieder runter. Wem´s gefällt…
Die wirkliche Traumstraße kam dann ein paar Kilometer später.
Cañon del Pato – für einen erweiterten Tunnelblick
Weiter auf der 3N Richtung Norden wird die Landschaft immer trockener, Kakteen und Dornengestrüpp säumen bald die Straße. Und dann kommt der erste Tunnel auf dem auch schon bald viele weitere kommen sollten. Die Straße führt nun entlang einer 15 km langen und bis zu 200 m tiefen Schlucht. Bald wird es einspurig, nur selten säumen ein paar Plastikpfosten die Fahrbahn. Man fährt meist ohne Fahrbahnsicherung nahe am Abgrund. Vor einem Tunnel ist Hupen angesagt, um evtl. Gegenverkehr zum Stoppen zu bewegen. Das geringe Verkehrsaufkommen macht das Befahren der Straße dennoch sicher.
Es sei denn, man liebt die Geschwindigkeit. Meine Anmerkung, als Peter mit über 70 Stundenkilometer auf der einspurigen Fahrbahn in nicht mal 20 cm Abstand zum Abgrund an einen LKW vorbeiraste, wurde von ihm wie folgt kommentiert:
„Ob ich jetzt langsam oder schnell vorbeifahr, der Abstand ist derselbe“
OK, das bedeutet Kommunikationsarbeit. Es gilt eine Lösung zu finden, bei der Peter weiterhin seinen Fahrspaß hat und ich nicht zum Nervenbündel mutiere.
Trotzdem, die Strecke ist wunderschön, ein kleines Highlight auf dieser Reise.
Am Samstag, den 3. Dezember flogen wir von Bogotá nach Lima. Ein angenehmer Flug mit einem noch angenehmeren Ankommen am Flughafen Lima. Die wenigen Kontrollen waren sofort passiert, noch nie waren wir so schnell bei einem internationalen Flug mit unseren Koffern und allen notwendigen Stempeln in der Ausgangshalle des Flughafens. Lediglich unser Mietauto von Budget brachte einen kleinen Rückschlag in unserer Euphorie: Die Reifen waren vollkommen abgefahren, so können wir unsere Tour nicht starten. Für den nächsten Tag stand nun statt Museumsbesichtigung, Budget Werkstattsuche auf dem Programm.
So, 04. Dez
In der Werkstatt von Budget hieß es Reifenwechsel kein Problem, aber erstmal warten. Nach 50 Minuten wurde uns dann mitgeteilt, dass kein Mechaniker in der Werkstatt sei. Mich in Geduld zu üben, Dinge zu nehmen wie sie sind, das übe ich seit 5 Jahren Lateinamerika. An diesem Tag hatte ich mein Lernziel nicht erreicht.
Doch es hatte auch seine positive Seite. Nach dem ich dem Werkstattleiter deutlich seine Verantwortung vor Augen führte, dürften wir auf einen Mechaniker in 2 Stunden hoffen, immerhin mit dem zusätzlichen Versprechen, dass die Werkstatt so lange heute geöffnet hat, bis wir unsere neue Bereifung auf unseren Vitara haben.
Wenigstens eine für uns immens wichtige Lokalität wollten wir
besuchen: Das Hard Rock Café Lima. Hier heißt es Sammelleidenschaft befriedigen und gute Musik hören. Doch der Store war nahezu restlos ausverkauft. Zwei Wochen vorher hatte die Gefolgschaft von Putin und Obama den Laden so gut wie geplündert. Als Entschädigung gab es wenigstens gute Livemusik.
Das wichtigste an einem Auto in Peru ist seine Hupe
Zumindest für die Peruaner_Innen. Sie freuen sich so sehr über die Hupe, dass sie diese ständig betätigen. Sobald ein weiteres Fahrzeug in Sichtweite ist, wird gehupt. Die Taxis hupen zusätzlich sobald sie einen Fußgänger erblicken. So ist in Peru an Orten wo mindestens zwei Autos sich bewegen, immer ein Hupkonzert.