Nahe Puerto Maldonado an der Interoceanica Sur (30C) befindet sich die Gemeinde Fitzcarrald, genannt nach Carlos Fermín Fitzcarrald López, einem legendärer Kautschukhänder während des Kautschukbooms im 19. Jahrhundert.
Er hatte das gesammte Gebiet vom Ucayali bis zur Madre de Dios unter seiner Kontrolle. Die Feindschaften der indigenen Stämme des Regenwaldes untereinander nutzte er, indem er diese mit Waffen ausstattete und als Bezahlung Angehörige des befeindeten Stammes forderte, die er dann für seine Dienste versklavte. Kautschuksammlern gab er Geld und Güter im voraus, womit diese dann in Schuldknechtschaft ihm gegenüber standen.
Die Indigenen selbst konnten mit dem Kautschuk nichts anfangen, hatten aber nun keine Möglichkeit mehr ihrer traditionellen Selbstversorgung nachzugehen.
Für die dort lebenden Indigenen galt: Wer sich weigerte ihm zu dienen wurde ermordet
Auf einer seiner Erkundungsreisen stieß Fitzgarrald 1894 am oberen Manú auf eine Gruppe von Masho-Piro. Entgegen Fitzcarralds Erwartungungen lehnten diese jegliche Geschäfte mit Weißen ab und forderten darüberhinaus Fitzcarrald und seine Männer auf, das Gebiet zu verlassen, da diese das Wild vertrieben und zudem Krankheiten einschleppen würden. Fitzcarrald lies daraufhin mehrere Massaker an den Mashcos verüben, die weit über 100 Todesopfer auf Seiten der Indigenen forderte. Die Überlebenden flohen in unzugänglichere Gebiete, wo deren Nachfahren noch heute den Kontakt zu Fremden vermeiden.
Ehre für einen selbstsüchtigen Barbaren
Er war also ein Kriegstreiber, ein Umweltzerstörer, Sklavenhändler und Massenmörder und trotzdem wurde u. a. eine Gemeinde nach ihm benannt.
Dabei wird Fitzcarrald als derjenige gedacht, der den Isthmus (Istmo de Fitzcarrald), daher die Landverengung zwischen den Flüssen Ucayali und Purus entdeckte, mit dem Ziel beide Flüsse durch eine Eisenbahnlinie zu verbinden.
Ich verstehe nicht, was daran so ehrenwürdig sein soll.
Unser Track an diesem Tag
Am Ufer des Rio Tambopata
Unweit von Puerto Maldonado, am Ufer des Flusses Rio Tambopata befindet sich die Ecolodge Sotupa. Dort wollten wir die nächsten zwei Nächte verbringen, um wenigsten für kurze Zeit den Flair eines Amazonasgebietes zu genießen. Der Rio Tambopata ist ein rechter Nebenfluss des Rio Madre de Dios im gleichnamigen Departamento.
Eine Affenfamilie lebt in der Umgebung dieser Lodge und kostet das Entzücken der Tourist_innen aus.
Centro de Rehabilitación y Conservación de Animales de Silvestres – ein Segen für Tiere in Not
Etwa 200 m von der Sotupa Lodge entfernt befindet sich eine Station, die sich zur Aufgabe macht, Tiere in Not zu pflegen mit dem Ziel sie wieder in die Natur zu entlassen.
Im Grunde wird das sehr umfangreiche und weitläufige Reha-Zentrum von einer einzigen Frau, Magali Salinas, geführt. Affen, Tukane, Papageien, Wildschweine, Hirsche und viele Arten mehr werden hier wieder aufgepäppelt, medizinisch versorgt und wenn irgend möglich, wieder in die Natur an einem entsprechenden Ort entlassen. Einige der Tiere stammen aus menschlicher Gefangenschaft. Als diese „Haustiere“, etwa weil der Affe nun 50 kg wiegt, nicht mehr den Anforderungen seines Besitzer genügten, landeten sie bei Magali Salinas.
Seit November 2016 lebt auch ein Faultierjunges in dem Zentrum. Frau Salinas ist nun die liebevolle Ersatzmama des erst wenige Wochen alten Babys.
Auf dem Gelände stehen ein paar Cabañas, bereit zum Bezug für Volantair_innen.
Wer also Lust auf eine interessante Freiwilligenarbeit inmitten des Regenwaldes in Rio Madre de Dios hat, der ist hier herzlich willkommen.
Hier ein Link mit mehr Informationen und die Kontaktadresse.
Eigentlich wollten wir schon 2 Tage früher in Cusco sein und dort auch übernachten, aber die Straßenblockade und das doch recht zähe Vorankommen der letzten Tage zwang uns zu einer Planänderung: Die Tour zu den Regenbogenfelsen musste ausfallen. Machu Pichu stand nie auf unserem Plan; diesen Massentourismus wollten wir uns nicht antun, zudem bekomme ich Pickel beim Anblick von Selfiesticks.
Die Fahrt von Abancay Richtung Cusco bescherte uns schöne Aus- und Anblicke.
Unser Track an diesem Tag:
Cusco – angenehm geprägt durch den Tourismus
Cusco selber hat uns dann doch überrascht. Die Hektik und die Massen an Tourist_innen die wir erwarteten hielt sich in angenehmen Grenzen. Der Verkehr in der Innenstadt ist geprägt von Stillstand und genau den sollte man zumindest kurz einlegen, wenn man diesen Ort passiert. Auf der Plaza de Arma entlang schlendern, die kleinen Seitensträßchen bestaunen, einfach mal einen Stopp einlegen und diesen charmanten Ort genießen.
Und ich war dankbar für all die vielen Tourist_innen, die täglich diesen Ort besuchen, denn sie haben Spitzenrestaurants und etliche Lokalitäten mit gehobener Küche in diesen Ort gebracht.
Wir denken, dass es im Umkreis von 1000 Fahrkilometer in keinen weiteren Küchen, anderes als das Übliche ‚viel Reis mit wenig Fleisch in Öl geworfen‘, serviert wird.
Nach etlichen Tagen genossen wir endlich wieder eine wunderbar gewürzte und abwechslungsreiche Mahlzeit. Wir waren glücklich.
Cusco war leider nur ein kurzer Abstecher, wir wären gerne länger geblieben, aber die Zeit drängte, wir wollten schon morgen im Amazonas Gebiet sein.
Pikillaqta – ein Relikt der Wari-Kultur
Etwa 20 km östlich von Cusco befindet sich der Parque Arqueologico Pikillaqta. Es sind die Ruinen eines Dorfes der Wari, die zwischen 600 und 1100 n. Chr. die Andenregion bevölkerte. Hauptsitz der Wari war der Ort Huari (Wari), 25 km nordöstlich von Ayacucho.
Warum im 11. Jahrhundert das einst 300 000 km² Reich der Wari unterging ist nicht bekannt, die Inkas waren ausnahmsweise mal nicht schuld.
Hinauf zur Abra Pirhuayani auf 4700 m Höhe
Um ins Amazonas Gebiet zu gelangen muss man erst hoch hinauf vorbei an den Bergen Wallpayuq und Kimdsachata und über den wunderschönen Pass Abra Pirhuayani.
Hinunter auf 600 m zum Rio Marcapata
Quincemil sollte dann unser heutiger Ort zum Übernachten werden.
Am vermeintlich ruhigeren Ortsausgang entdeckte ich ein Schild mit der Aufschrift „Hotel“ an einem mehrstöckigen Haus. In der hoteleigenen Tienda saß eine junge Frau, beschäftigt mit ihrem Handy. „Haben Sie ein freies Zimmer?“ Sie schaute nicht auf. „Nein, wir haben nur mehrere Betten.“ ??? „Haben Sie ein Zimmer mit einem Doppelbett?“ Sie schaute immer noch nicht von ihrem Handy auf.
Es war offensichtlich, dass ich störte und es war auch offensichtlich, dass hier kein Interesse bestand, ein Zimmer an uns zu vermieten. „Wir haben nur ein Zimmer mit Doppelbett, dunkel ohne Fenster und ohne Bad.“. „Könnte ich das Zimmer bitte sehen?“ Ich gab nicht auf. Jetzt blickte sie hoch. „Es ist ohne Fenster!“ „Und die Zimmer mit mehreren Betten?“. „Da muss ich schauen, es gibt aber nur ein Bad für alle Zimmer!“.
Sie führte mich in den oberen Stockwerk, vorbei an Zimmern mit ungemachten Betten zum letzten Zimmer. Es hatte mehrere saubere Betten und ein Fenster zur Straße hin mit Blick auf einen verlassen Flughafen. Geht doch.
Ayacucho, regional Huamanga genannt, ist mit seinen mehr als 147 000 Einwohner_innen für die Gegend ein recht großer Ort und Hauptstadt der gleichnamigen Region.
Früh am Morgen wurden wir mit lauter Musik geweckt. Wir übernachteten im Hotel Sierra Dorada, in einer eigentlich ruhigen Wohngegend von Ayacucho, mit herrlichem Blick auf das Bergkreuz am Rande der Stadt. Die Musik kam von draußen und wurde immer lauter. Es war die Müllabfuhr. Mit Salsaklängen werden hier die Anwohner daran erinnert den Müll zur Abholung auf die Straße zu bringen.
Unser Track:
Auch heute war unser Ziel einfach „Richtung Cusco“.
Es war eine weitere Fahrt durch die Zentralanden von Peru.
Es ging im Rhytmus rauf und runter von teilweise unter 2000 m auf über 4200 Höhenmeter.
Es ging von der PE-3SL auf die PE-3S.
Es ging durch viele kleine Andendörfer, an unzähligen Kokafelder vorbei, die irgendwann von Zuckerrohrplantagen abgelöst wurden.
500 km ist keine besondere Herausforderung, 250 km davon aber fast ausschließlich einspurig und mit Gegenverkehr an einem steilen Abhang zu verbringen schon
Zumindest für mich. Peter dagegen schien recht unbeeindruckt, ihn störte lediglich, dass er kaum mal das Gaspedal durchdrücken konnte.
Die Region Junín
Wir verließen die Albergue Bottger und Oxapampa am Morgen mit dem Ziel „Richtung Cusco“. Nach der Straßenblockade auf der PE-3N, die uns im Grunde 2 Tage kostete hieß es nun einfach so zügig wie möglich das Hochgebiet um Cusco zu erreichen. Relativ unspektakulär verlief anfänglich die Fahrt durch das Departamento Junín in den zentralperuanischen Anden. Die PE-22B führte u.a. entlang der schönen Schlucht des Rio Chanchamayo. Der Kokaanbau ist hier eines der wichtigsten Einnahmequellen.
Über 200 km Serpentinen entlang des Rio Mantaro
Kurz nach Huancayo beginnt das Departamento Huancavelica und die PE-3S (Carretera Central Sur) führt hier direkt ins Flußtal des Rio Mantaro.
Bei 12°25’36“ S 75°02’02“ W erblickt man die Überreste eines Bergrutsches, das einen Teil des Dorfes Cuenca mit sich riss. Ein großes Kreuz erinnert an das Ereignis. Die Region Huancavelica wird leider sehr oft von Überschwemmungen und Erdrutsche heimgesucht. Nach einer langen Trockenperiode werden die Gewässer reißend und der Rio Mantaro hat dabei schon manches Haus mit sich gerissen.
Die Straße wurde immer enger, die Schlucht steiler. Ab und zu säumten ein paar Häuser den Wegesrand – Erholung pur neben dem sonst hoch konzentrierten Fahren am Abgrund.
Die Strecke Trampolín de la muerte in Kolumbien oder die besser bekannte Ruta de la muerte in Bolivien sind nette Sträßchen gegenüber dieser Strecke. Vor allem wenn man bedenkt, dass dieses Fahrvergnügen sich auf rund 250 km erstreckte.
In der Region Ayacucho kann man dann wieder entspannt, einfach nur die Landschaft genießen
Am 30. August 1891 wurde die Kolonie um Oxapampa gegründet
Doch bis dahin war es ein langer und harter Weg für die neuen Siedler.
Demian Schütz von Holzhausen hatte mit dem damaligen peruanischen Präsidenten Ramón Castilla einen Vertrag zur Kolonisation des zentralen Tieflandes Perus ausgehandelt.
Unter Führung des Priesters Joseph Egg machten sich dann 1857 200 Tiroler und 100 Deutsche auf den Weg nach Peru. Nach einer mehrmonatigen Reise mit dem Schiff mussten die Migranten feststellen, dass keine Straße vom Hochland nach Pozuzo, das vereinbarte Ziel, existierte. Nach einer äußerst schwierigen Andenüberquerung kamen 1889 170 Kolonisten in Pozuzo an. Es stellte sich allerdings heraus, dass das enge Tal um Pozuzo nur schwer zu bewirtschaften war. Zudem war das tropische Klima eine Herausforderung. Eine Gruppe mehrheitlich deutscher Siedler beschloss daher nach neuen Gebieten mit besseren Bedingungen zu suchen. Sie fanden das heutige Oxapampa und gründeten die neue Kolonie.
Heute ist Oxapampa die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz
Es liegt auf 1800 m Höhe, im Gebiet Yunga. Rund ein Drittel der knapp 13000 Einwohner_innen sollen Nachfahren der einstigen Gründungssiedler sein. So erinnern auch zahlreiche „typische“ Holzhäuser und die Namensgebung vieler Straßen und Pensionen an das deutsch-österreichische Erbe.
Bis 1943 war Oxapampa isoliert, umgeben von üppigen Wäldern. Doch die dann erbaute Straße, ausgehend von La Merced, machte einen Transport des begehrten Holzes möglich und verwandelte das Gebiet um Oxapampa zu einem der größten Holzlieferanten Perus. Nachdem die nutzbaren Wälder abgeholzt waren, wurde das Gebiet interessant für die Ölforderung, die weitere massive Umweltschäden und darüber hinaus Unruhen mit den Stammesgruppen der Yanesha und Ashaninca nach sich zog.
Am Morgen waren wir froh das Hotel zu verlassen. Wir hatten die Nacht über Kleidung und Handtücher auf die Betten gelegt, um ein wenig Hygiene herzustellen. Am Ortsende von Huachón wurde bereits am frühen Morgen ein Lama neben der Straße zerstückelt. Wohl das Festessen fürs Wochenende.
Der weite Weg nach Oxapampa
Wir machten uns auf Richtung Oxapampa. Doch mit der richtigen Richtung hatten wir so unsere Probleme.
Quer über die Cordillera Huaguruncho. Fahrt durch die Gemeinde Quiparacra:
Da das Kartenmaterial, ob digital oder print für diese Gegend recht dürftig und unzureichend ist, standen wir bei jeder Abzweigung oder Weggabelung vor einer Entscheidung mit 50/50 Wahrscheinlichkeit.
Ohne die Hilfe der Einheimischen würden wir immer noch in dieser Gegend rumirren.
Die Fahrt ging vor allem durch die schöne Schlucht des Rio Paucartambo. Und als endlich ein Hinweisschild den Weg Richtung Oxapampa anzeigte, entpuppte sich dies als Enttäuschung.
Die Straße war verschüttet und nicht passierbar. Eine Anwohnerin meinte, dies passiert jedes Jahr um diese Zeit, aber am Montag (also in zwei Tagen) wird wahrscheinlich geräumt.
Es gab glücklicherweise einen, wenn auch etwas größeren Umweg nach Oxapampa. Und endlich, das Ortsschild, wir waren da!
Von Tocache aus ging unsere Fahrt rund 520 km in den Süden. Eigentliches Ziel war die Gemeinde Oxapampa, heutiges Ziel, soweit wir kommen.
Siete de Octubre
Die Kreativität der Namensgebung der Gemeinden ist in Peru meist eher bescheiden. Eines der häufigsten Städtenamen sind San Francisco und Buenos Aires und dann besitzt der Kalender noch viele Vorlagen….
Die Fahrt ging von 500 m Höhe auf über 4300 m in die Anden
Eigentlich wollten wir bereits bei Luyando, im nördlichen Bereich der Bergkette Huaguruncho, in Richtung Osten abbiegen, aber die dortige Polizei bestand gutmeinend darauf dass wir erst im südlichen Bereich der Cordillera Huaguruncho uns nach Osten begeben.
Bei einer anderen Polizeikontrolle bestand der kontrollierende Polizist darauf, dass alle Deutschen Rassisten sind und fügte jedem seiner Sätze ein „Heil Hitler!“ an.
Ab Cerro de Pasca erreicht man ein Höhenplateau um 4000 m. Die Landschaft wird karg und Lamas kreuzen die Straße.
Etwa 30 km südlich von Cerro de Pasca bogen wir bei Ninacaca Richtung Osten ab.
Nach Ninacaca geht es auf teilweise engen Bergstraßen in die wunderschöne Bergregion Huaguruncho im Departamento Junín. Traumhaft und einsam…und mit einem Blick auf den 5723 m hohen Nevado Huaguruncho.
In Huachón fanden wir dann eine Unterkunft. Gleich am Hauptplatz befindet sich das Hotel Estrella. Im Auto zu übernachten ist hier allerdings die bessere Wahl. Es war das dreckigste Hotel, indem ich je übernachtete. Die Betten bekommen hier, wenn überhaupt wohl nur alle paar Monate einen neuen Matrazenbezug. Die gehäkelten Kissen und Decken wahrscheinlich nie. Es stank nach ranzigem Haarfett von etlichen Gästen, die hier vorher übernachtet hatten. Das Gemeinschaftsbad im Flur war so verdreckt, dass ich mich zu sehr ekelte, den Duschbereich zu betreten. Die Katzenwäsche am Morgen mit dem eiskalten Wasser war begleitet vom Ziepen der Meerschweinchen, die unweit in einem Verschlag ausharrten.
Am Hauptplatz selbst befindet sich auch ein Restaurant. Wir kamen uns ein wenig vor wie Aliens, zumindest wurden wir so begutachtet. Ausländische Touristen scheint es hier sehr selten zu geben.
Laut Presse-Information ist dies bereits der 7. Tag der Totalblockade. Luis, unser peruanischer Bekannter vom Vortag, versicherte uns, heute morgen wird die Blockade schon aufgelöst sein.
Wir fuhren skeptisch aber optimistisch Richtung Campanilla. Und da sahen wir auch schon die lange Schlange von Lkws und Pkws. Offensichtlich hatte es sich herumgesprochen, dass heute freie Fahrt sei. Doch augenscheinlich eine Fehlinformation.
Was machen wir jetzt, die 2000 Kilometer Umweg oder abwarten?
Grund der Straßenblockade – der schlechte Zustand der PE-5N im Abschnitt Bello Horizonte, Nuevo Jaén y Nuevo San Martín
Ziel war daher einen Vertrag mit den Zuständigen aus Lima abzuschließen.
Da kam die Nachricht, dass für heute in Juanjuí oder hier in Campanilla die jeweiligen Vertreter an einen „Tisch des Dialoges“ zusammensitzen wollen. Nach 7 Tagen Blockade soll nun also der Dialog beginnen. Wie lange so ein Dialog dauert, weiß vor Ort leider niemand.
Dann preschte ein Auto mit Anzugträgern an uns und der Autoschlange vorbei Richtung Blockade. Sieht so aus, als ob der „Tisch des Dialoges“ beginnt.
Dem folgte langsam ein Polizeiauto in zweiter Reihe. Dies wurde von unserem Hintermann, dem das Warten zu lange wurde, allerdings nicht registriert. Er keilt aus und stoppte so unfreiwillig das Polizeiauto. Es kracht. Ein dicklicher Polizeibeamte steigt sofort aus und geht wütend schimpfend auf den Unfallverursacher zu. Ich verstehe nur Idiot; nach einem kurzen Dialog steigt der Beamte wieder ein und fährt weiter Richtung „Tisch des Dialoges“. Ist ja nur eine Delle, was solls, unwillkürlich schweifen nun meine Gedanken Richtung Deutschland.
Endlich – es geht weiter
Irgendwann höre ich „um ein Uhr öffnen sie, um ein Uhr geht es weiter“. Ich frage nach „Ja, ja, sie haben sich geeinigt. Um ein Uhr wird geräumt“.
Gegen 13:30 war es dann soweit, die Zelte wurden abgebaut, die Barikade entfernt. Die ersten Fahrzeuge starteten. Wir waren einfach nur froh, endlich ging es wieder voran.
Wie gewohnt hatte Peter noch vor Ortsende sämtliche Fahrzeuge überholt. Ich diagnostizierte bei ihm einmal Rücklichtunverträglichkeit, schleicht sich wahrscheinlich erst in späteren Jahren aus, wenn das Augenlicht nachlässt.
Wir besprachen noch, ob wir in irgendeiner vorbeiziehenden Ortschaft etwas Essen sollten, entschieden uns aber dagegen, wir wollten endlich wieder zügig vorankommen.
Die nächste Blockade
Und dann kam auch schon die nächste Ernüchterung: Eine endlose Schlange von Fahrzeugen stand am linken Wegrand. Nein das kann jetzt nicht sein. Wir beschlossen dieses eindeutige Zeichen zu ignorieren und fuhren vorbei an der kilometerlange Blechlawine und da war sie wieder: Eine meterhoch aufgebaute Straßenblockade aus Ästen und Stämmen blockierte die Carretera Marginal de la Selva (PE-5N) kurz vor Nuevo Jaén.
Das widersprach unserer Logik: Wie kann es sein, dass an einer Stelle die Blockade geöffnet wurde und hier soll sie weiter bestehen? Bedingung für die Öffnung war doch der Vertrag, der musste also bereits unterzeichnet sein, ist das hier etwa noch nicht angekommen?
Wir machten Ansätze rechts an der Blockade vorbei zufahren, sie einfach zu ignorieren. Gleich waren die offensichtlichen Anführer zur Stelle:
„Sie können hier nicht vorbei fahren“ „warum, die Blockade ist doch geöffnet“ „nein, Sie können hier nicht fahren“ „warum? Die Blockade in Campanilla ist vor einer halben Stunden geöffnet worden, warum hier nicht?“ „Sie können hier nicht vorbei fahren, hier ist eine Blockade“ „Ich denke das geht schon“.
Peter fing an Gas zu geben und deutete an rechts an den Stämmen vorbei zu fahren. Der Ton wurde agressiver: „Hier verboten. Nein. Nein. Nein“ Der Anführer wechselte auf Gringo-Spanisch.
Eine Gruppe von Blockierern hatte sich bereits um unser Auto versammelt. Sie deuteten uns nach hinten zu fahren. Etwa 2 Meter vor der Blockade sollten wir einparken. Machten wir. Fluchend. Die freudige Erwartung am heutigen Tag endlich wieder voranzukommen wich einem Gefühl der Frustration, die sich zumindest bei mir in blanke Wut wandelte.
Dann kamen Rufe von hinten: „Das kann doch nicht sein, dass die sich jetzt da vorne hinstellen“ Damit waren wir gemeint. „Die sollen nach hinten!“ . Dann wurde es noch unruhiger, offensichtlich kamen nun weitere Fahrzeuge von der vorherigen gelösten Blockade an, einige ignorierten wohl genauso wie wir die Fahrzeugschlange und fuhren nach vorne. Geschrei um uns herum. Eine Gruppe von Männern machte sich lautstark auf den Weg nach hinten um die Fahrzeuge zu stoppen.
Dann versammelte sich eine weiter Meute vor uns, bestückt mit Seilen, Stäben und teilweise Ketten. Ein Mann fing an mit einem schweren Seil auf unser Auto zu schlagen. Wir sollen zurück fahren. Die Meute drängte uns. Da wir unseren Mietwagen auch weiterhin unversehrt behalten wollten blieb uns keine andere Wahl. Wir fuhren rückwärts mehr als 500 m an den wartenden LKWs vorbei. Der drohende Mob vor uns. Hatte ich am Vortag noch etwas Verständnis für die Anliegen der Menschen, so war spätestens jetzt nur noch Wut und Verachtung übrig geblieben.
Selbstjustiz als Reaktion auf die Ignoranz der Regierenden
Polizei ist hier in der Regel nicht vor Ort. Für die Sicherheit sorgen privat organisierte Bürgerwehren. Hier, in der Region San Martín, wird man regelmäßig auf der Straße vom bewaffneten Mitglieder dieser Bürgerwehren, Männer und Frauen, gestoppt. Sie bitten dann freundlich um Unterstützung. Nachdem man ein paar Soles bezahlt hat, fährt man mit den besten Wünschen wieder weiter.
Luis hatte uns am Vortrag erzählt, wie unsicher früher die Gegend hier war, seid die Bürgerwehren aktiv sind, ist die Kriminalität deutlich gesunken. Der letzte Mord liege schon 6 Monate zurück. Luis Frau wurde vor 2 Jahren bei einem Raubüberfall erschossen. Kurz danach entstanden wohl die Bürgerwehren, Selbstjustiz als Reaktion darauf, dass der Staat diesen wirtschaftlich uninteressanten Teil des Landes im Stich lies und lässt.
So richtet sich die Blockade auch auf den vernachlässigten Straßenbau in dieser Region. Es stimmt, in den meisten anderen Regionen Perus sind die Straßen in einem ausgezeichneten oder wenigsten in einem guten Zustand. Allerdings empfanden wir die Straßen hier noch in Ordnung, manchmal mit etlichen Schlaglöchern, aber im Allgemeinen in einem weit besseren Zustand als etwa die Straßen bei uns in Guatemala. Ok, alles ist relativ.
Wenn eine Gruppe zum Mob wird, fehlt mir jedoch jedes Verständnis. Plötzlich fühlt sich der sonst Unbedeutende wahnsinnig mächtig. Die Gruppe ist mit ihm und deren gesammte Kraft und Schutz. Also kann er endlich mal tun und lassen was er will. Das Eigentum und die Unversehrtheit des Anderen wird egal, „jetzt komme ich, endlich habe ich mal Macht….“
Diese Straße ist öffentlich. Sie wird unrechtmäßig blockiert. Der Mob hindert uns daran auf dieser Straße zu fahren. Er droht uns und er bedroht uns.
Warten. Wahrscheinlich werden wir die Nacht hier verbringen. Eine Frau versucht mit Hilfe ihres Mannes ihre Notdurft möglichst unbemerkt an der scheinbar blickgeschützten Seite unseres Autos zu verrichten – wer weiß wie lange sie schon wartet.
Immer wieder kommen Männer mit rasselnden Ketten an uns vorbei, mir kommt das Kotzen, diese A….. . Ok, ich war wütend.
Dann blickt ein Mann in unserer Auto: „Um 5 wird geöffnet. Sie haben den Vertrag unterzeichnet.“
Gegen 17:30 war es dann wirklich soweit, die ersten LKWs vor uns fuhren los. Es ging langsam voran.
An der Stelle der geräumten Blockade wurden wir wieder gestoppt. Was soll das jetzt wieder? Geld. Sie wollen Geld. Geld dafür, dass wir von ihnen etliche Stunden unrechtmäßig festgehalten wurden. Ich platzte. „Peter zahl nicht!“. Peter, der absolut ausnahmsweise mal deutlich Gelassenere von uns, zahlte. Ich platzte: „Ihr seid ja auch noch Diebe!“. Wir dürften weiter fahren.
Es ging weiterhin sehr langsam voran, da nun Gegenverkehr kam, der sich in unsere Schlange verkeilte. Chaos.
Irgendwann, nachdem Peter wieder sämtliche vorausfahrende Fahrzeuge überholt hatte, kam das Gefühl auf, wir sind wieder frei, wir können fahren, wir schlafen heute Abend in einem Bett, es gibt bald etwas zu Essen. Noch auf vielen Kilometern Fahrstrecke lagen die Reste von vereinzelten Blockaden. Aber sie waren geräumt!
Früh am Morgen verlassen wir dieses schöne Ambiente des Hotels „La Patarashca“ in Tarapoto in der Provinz San Martín am Fuße der Anden im Norden von Peru.
Wir wären hier sicher länger geblieben, hätten wir gewusst was uns bald erwartete…
Unser Track an diesem Tag:
Nach 84 km Fahrt, kurz vor Campanilla und kurz nach dem Ortsschild „Nuevo Horizonte“ in der Region San Martín, war eine Straßenblockade errichtet
Ok, wir kennen Straßenblockaden aus unserer momentanen Heimat Guatemala. „Das dauert jetzt ein paar Stunden“ dachten wir, „wenn wir Pech haben bis zum späteren Nachmittag“.
Um die zeitliche Dimension besser abschätzen zu können, gingen wir vor zur Blockade um mit Passanten oder auch den Verantwortlichen zu reden. Was wir dann hörten, lies uns erstmal ratlos zurück:
„die Blockade dauert schon den vierten Tag und geht noch bis Freitag“ (heute war Mittwoch),
„es geht nur noch ein paar Stunden, ich denke bis 4 Uhr…nein , nein, Sie können nicht zu den Demonstranten gehen, das ist gefährlich, bleiben Sie hier.“,
„wie lange die Blockade noch dauert? Das ist ungewiß, offenes Ende…“
„Die wollen einen Vertrag, erst wenn der Vertrag steht werden sie öffnen“
Für uns war klar, wir müssen nun eine Alternative suchen, irgendeine andere Anbindung Richtung Süden muss es ja geben. Mit Blick auf unsere Straßenkarte rechneten wir mit einigen 100 Kilometer Umfahrung.
Option 1 war, wir fahren durch den Nationalpark Rio Abiseo (Parque Nacional Rio Abiseo)
Im Internet war leider kaum etwas über den Nationalpark zu finden. Die Infos gingen über „nicht passierbar“ bis hin zu „ein Einlass in den Park ist nur mit behördlicher Genehmigung möglich“. Doch wenn ein Einlass mit behördlicher Genehmigung möglich ist, so ist ein Befahren ja eventuell möglich. Auf meiner Karte war ein kleiner Weg durch und entlang des Parks über Achiras bis nach Llacuabamba erkennbar.
Wir fuhren zurück nach Juanjui um einen Kanister zu kaufen und aufzutanken. Dann ging es in den Nationalpark Rio Abiseo.
Sedimentbeladen schlängelt sich der Rio Abiseo durch eine üppige Waldlandschaft.
Doch wie die meisten Flüsse in Lateinamerika, dient auch der Rio Abiseo zur dorfnahen Müllentsorgung. Der Müll wird einfach am Flußhang abgelagert. Spätestens der nächste größere Regen hilft den Müllberg in den Fluß nach unten zu transportieren.
Die Fahrt ging erst über angenehme Schotterstrassen, mündete dann aber in einen immer schmaler werdenden Feldweg.
Schon bald war klar: Mit unserem Auto ist dieser Weg nicht mehr passierbar
Option 2 war, wir fahren nach Westen entlang des Rio Jelache bis Bambamarca
Um danach an den Cordillera Blanca vorbei nach Süden zu gelangen. Etwa 700 km Umfahrung.
Kurz nach Huicungo ging es also Richtung Westen. Als erstes musste der Fluß überquert werden. Und das bedeutete auch schon das Aus:
Option 2 scheiterte bereits daran, dass der Rio Abiseo nur für Fußgänger und Motorräder zu passieren ist.
Das bedeutete konkret:
Die PE-N3 (carretera Fernando Belaúnde Terry) ist nicht nur die Hauptverbindungsstraße, es ist die einzige östliche Verbindungsstraße in den Süden
Jetzt standen wir vor der Entscheidung abwarten, bis irgendwann in den hoffentlich nächsten Tagen die Blockade aufgelöst wird oder die selbe Strecke zurück in den Norden Perus, um am Besten über die schnelle Panamerikana in den Süden zu gelangen.
Das wären ca. 2000 Kilometer Umfahrung, daher etwa 4 Tage mehr.
Wir fuhren zur Straßenblockade zurück um uns vorort ein Bild über den aktuellen Stand zu machen. Die Kommentare waren etwa diesselben wie am Vormittag, Keiner weiß wirklich was. Wir beschlossen die Nacht in Juanjui zu verbringen und erstmal abzuwarten.
Und wir lernten Luis kennen. Luis lebt in Juanjui, liebt Hahnenkämpfe und ist daher begeisteter Kampfhahnzüchter. Wir verbrachten den Abend mit ihm und dürften seine Familie und einen Teil seiner Kampfhähne kennenlernen.
War es ein dauerhaft bewohnter Ort oder nur ein Rückzugsort in Notsituationen? Eines von vielen noch unbeantworteten Fragen über diese einzigartige Festung, hoch auf den Anden.
Sicher ist, dass das Volk der Chachapoya hier einen für sie wichtigen Ort errichtet hat; womöglich galt Kuélap als Hauptort eines losen Staatenverbundes der Chachapoya (Quechua: Wolkenmensch, Nebelkrieger).
Sicher ist auch, dass die Festung von Kuélap auf einem Berg über dem Flußtal des Utcubamba thront, und zwar unweit von Chachapoyas in der Provinz Luya in den nordperuanischen Anden. Wann sie aber erbaut wurde, da reichen die bisherigen Angaben von 400 – 1300 n. Chr. .
Der Weg dorthin
Bereits die Fahrt zu dieser einzigartigen archäologischen Stätte bietet viele interessante Ein- und Ausblicke.
Überall vor den Häusern saßen Menschen, plauderten oder schauten einfach vor sich hin. In der Regel gehört zu jedem Haus ein Hund, vielleicht noch ein paar Schweine und Hühner, meist noch ein Stall mit Meerschweinchen. Was immer in etwas Distanz zu jedem Haus steht, ist ein kleines Häuschen mit Kamin. Wir rätselten erst, ob dies wirklich ein Toilettenhäuschen ist oder doch etwa eine Räucherkammer; der Kamin verwirrte uns ein wenig. Nach eingehender Besichtigung war aber klar: es sind Toilettenhäuschen mit Kamine für den Gasaustausch.
Wir fanden in der Gemeinde María, eine Ortschaft vor Kuélap, eine schöne Bleibe in der Hospedaje El Torreón (35 Sol) mit eigenem Bad und warmen Wasser! Wir waren dort die einzigen Touristen und laut Registrierungsbuch, die einzigen seit langem.
Im Ort selber führt eine lange, breite Treppe hinauf in den Berghang. Wir vermuten, dass die Treppe zum Schutz der Bevölkerung errichtet wurde.
Die Festung von Kuélap erfordert erstmal 2 km Aufstieg, mit Pferd oder zu Fuß
Mit uns starteten ein Trupp von vier Männern, die gemeinsam einen langen Baumstamm schleppten. Zumindest die ersten paar hundert Meter, dann hieß es für die Männer 1. Vesperpause, wir gingen mit leerem Magen weiter.
Dann endlich, eine massive Mauer mit einer Höhe zwischen 12 und 20 Metern ragt vor uns empor. Die Festung von Kuélap. Die Mauer soll über 600 m betragen und die Stadtanlage von 6 ha umfassen.
Nur einer der insgesamt drei Eingänge zur Anlage ist geöffnet. Durch einen schmalen Pfad geht es hinauf zu den Ruinen.
Die Festung ist auf verschiedenen Ebenen angelegt, die von unterschiedlichen Gesellschaftsklassen bewohnt wurden
Kennzeichen dafür sind die verschiedenartigen Verzierungen der Häuser mit den typischen Mustern der Chachapoyas.
Die oberste Ebene wird auch als „Castillo“ bezeichnet und wurde wohl von der obersten Gesellschaftsschicht, dem Adel, bewohnt. Das sogenannte „obere Dorf“ wiederum gehörte den Angehörigen des Militärs. Einfache Wohnhäuser, teilweise unterkellert bildeten das „untere Dorf“. In den Wohnhäusern war ein kleiner aus Steinen gebildeter Tunnel, bzw. Steg. Dort wohnten die Meerschweinchen. Davor, in vielen Häusern noch gut erkennbar, war sozusagen die Küche mit einem Mahlstein.
Etwa in der Mitte der Festung befindet sich ein viereckiges Haus, eine völlig untypische Bauweise für die Chachapoyas, die ihre Häuser und Gebäude allesamt in runder Form erbauten. Daher wird vermutet, dass die Inkas dafür verantwortlich waren.
El Tintero, ein Gebäude, das sich von oben nach unten verjüngt. Wozu es gedient hat, ist nicht bekannt. Wie die Konstruktion zustande kam, auch nicht. Es gibt natürlich zahlreiche Theorien über den Zweck von El Tintero, die einen besagen es war ein Observatorium, die anderen ein Gefängnis oder eine Folterkammer oder…
Obwohl die Eingänge schmal und die Festung gut bewacht wurde, schafften es die expansionsbesessenen Inkas im 15. Jahrhundert, die Festung einzunehmen.
Eine Anlage von beachtlichem Ausmaß und Bedeutung, aber noch weitgehend im Dornröschenschlaf
Mit seiner Fläche von 6 ha ist die Festung von Kuélap fast doppelt so groß wie die von den Inkas erbaute Anlage des Machu Pichu (3,25 ha); liegt mit ihren 3000 Höhenmeter um 600 m höher und ist zudem um einige Jahrhunderte älter. Trotzdem gehen Gelder und Tourist_Innen in erster Linie nach Machu Pichu.
Das ist auch der Grund, warum nur ein kleiner Teil der Festung von Kuélap bisher freigelegt und/oder restauriert wurde. Ein großer Teil der Anlage ist überwuchert von Grasmatten und mit Bromelien und Orchideen behangenen Bäumen.
Ein Team von Forscher_Innen und Arbeiter_Innen ist fast täglich auf der Anlage, aber die Freilegungsarbeiten gehen offensichtlich nur sehr langsam voran. Das liegt zu einem am Mangel an Geldern, so dass die Materialien mühsam mit Mannes- und/oder Pferdekraft zur Festung transportiert werden müssen. Das liegt zum anderen auch an die gemütliche (ohne Wertung!) Arbeitsweise der Peruaner_Innen. Wir vermuten aufgrund unserer Beobachtungen, dass vier Männer für einen Baumstamm zwischen 2,5 – 3 h benötigen.
Das liegt aber auch an mangelhafter Logistik des gesamten Restaurierungsprojektes. Wir beobachteten etwa, dass zwei Frauen damit beschätigt waren, einzelne größere Steine von A nach B zu transportieren, während 6 Männer sich unterhielten. Wobei B sicherlich nicht der Bleibeort dieser Steine war und irgendwann wieder weitertransportiert werden mussten. Während der Gesamtdauer unserer Besuches unterhielten sich die Männer, wir unterstellen mal projektbezogen.
Die neue Seilbahn – ein Hoffnungsträger für den Tourismus
Im Januar 2017, kurz nach unserem dortigen Aufenthalt, wurde nach 1,5 Jahren Baudauer, eine Seilbahn bis zur Gemeinde Kuélap unterhalb der Festung in Betrieb genommen. Die recht moderne Seilbahn umfasst 26 Kabinen, die jeweils Platz für 8 Personen bietet.
Es ist die erste Seilbahn dieser Art in Peru. 60 m oberhalb des Flusses Rio Tingo, nahe der Gemeinde Nuevo Tingo, befindet sich die Bodenstation der Seilbahn. Nach 20 Minuten Fahrt und 4 km Distanz wird Kuélap erreicht.
Das Projekt kostete 21 Millionen USD. Sicher, ein Impuls für den bisher sehr schwachen Tourismus. Allerdings wohl auch das Aus für viele der, wenn auch wenigen, Unterkünfte und Restaurants der nun noch weniger frequentierten Straße nach Kuélap.
Wir finden zudem, dass erst das Ziel, nämlich die Festung selbst, für die Besucher_innen auf Vordermann hätte gebracht werden sollen, und dann erst der Transport dorthin.
Die Weiterfahrt ging zur 440 km entfernten Gemeinde Terapoto, eine Zwischenstation auf unseren Weg Richtung Süden.
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Die Fahrt führt uns von Piura zum rund 400 km entfernten San Andrés de Cutervo. Ziel ist der älteste Nationalpark Perus.
Wie überall in den ärmeren Gegenden Perus, und das ist nach unserer Beobachtung der flächenmäßig größte Teil von Peru, ist das wichtigste Fortbewegungsmittel das Mototaxi (Motorradtaxi). Eine Ortschaft kündigt sich daher meist wie folgt an: Zuerst Müllberge an den Straßenränder, dann, vor größeren Gemeinden, Polizei und kurz danach kreuzen auch schon die Mototaxis die Fahrbahn.
LI-104, la Carretera Huanchaquito – Huanchaco. Eine traumhaft schöne Strecke in Norden von Peru
Ausblicke auf der Carr. Fernando Belaúnde Terry, der PE-3N (Longitunal de la Sierra Norte):
Nach einer abwechslungsreichen Fahrt auf der Carr. Fernando Belaúnde Terry, der PE-3N (Longitunal de la Sierra Norte), vorbei am Rio Huancabamba, biegt man noch einige Kilometer vor Chiple rechts in die LI-104 Richtung Pimpingos ein.
Was uns dann erwartete waren atemberaubende Ausblicke, teilweise enge Bergstraßen, friedlich anmutende Ortschaften, die uns an Südtiroler Bergdörfer erinnerten, einsam gelegene Fincas und vor allem wunderschöne Landschaften. Diese Fahrt war auf jeden Fall ein Highlight auf unserer Reise durch Peru.
Der Nationalpark Cutervo
Dem Umweltschützer und Biologe Salomóm Vilchez Murga ist es wohl zu verdanken, dass 1961 die Gründung des Nationalparks Parque Nacional Cutervo vollzogen wurde. Der Park ist der älteste Nationalpark Perus und liegt im Distrikt San Andrés de Cutervo in der Region Cajamarca. Auf 92 km² findet man eine sehr abwechslungsreiche Flora wie etwa Nebelwälder, Wiesenlandschaft und auch zwergwüchsige Wälder.
Darüberhinaus schmücken Wachspalmen (Ceroxylon quindiuense) ein weites Areal des Waldes, das nach unserer Beobachtung sich sehr wohl mit dem angeblich einzigartigen massenhaften Vorkommen dieser Wachspalmen in Valle de Cocora in Kolumbien vergleichen lässt.
Wir haben hier auf jeden Fall flächenmäßig ein weit aus größeres Areal mit diesen Palmen vorgefunden, als dies in Valle de Cocora der Fall ist.
Kurz vor San Andrés de Cutervo befindet sich der offizielle Eingang zum Park. Leider finden nur sehr wenige Tourist_Innen den Weg in diesen schönen Nationalpark, so dass die entsprechende Infrastruktur dazu bescheiden ausfällt.
San Andrés de Cutervo, der Ausgangsort für Wanderungen in den Park
Das nette Städtchen San Andrés de Cutervo liegt auf 2050 m in der Provinz Cajamarca. Von hier aus kann man Wanderungen in den Park absolvieren, wie etwa zu der nahe gelegenen Höhle, und übernachten. Eine Seitenstraße vom Hauptplatz entfernt befindet sich die derzeit (Stand Dezember 2016) einzige Unterkunft in der Nähe des Nationalparks. Das Hostal El Guaicharo besitzt einige Doppelzimmer mit einem Gemeinschaftsbad (30 Sol für 2 Personen). Der Besitzer ist gleich nebenan im Gemischtwarenladen zu finden.
Die in den 60er Jahren erbaute Kirche am Hauptplatz scheint immer noch in der letzten Bauphase zu stecken, wirkt aber auf den ersten Blick sehr imposant.
Viel Reis mit wenig Fleisch – das eigentliche Nationalgericht in Peru
Einige Restaurants sind um den Hauptplatz verteilt. Wie in der gesamten ländlichen Region gleicht sich das Angebot: Viel Reis mit einem kleinen Stück Fleisch. Als Beilage dazu vielleicht noch Bohnen und/oder geschnittene Kartoffeln. Mit viel Glück hat man beim Fleisch die Auswahl zwischen Schwein, Rind und Huhn. Fleisch und Kartoffeln werden in reichlich siedendes Fett geworfen, Gewürze scheint es nicht zu geben. Das einzige was am Tisch dazu gegeben wird, ist Aji, eine scharfe Soße aus Pepperoni.
Meerschweinchen wird in den Bergregionen wenn überhaupt, dann am Straßenrand aufgespießt und gegrillt angeboten. Dort wo es grün ist, werden Meerschweinchen auch massenhaft gehalten, allerdings in erster Linie für den eigenen Bedarf.
Wir fanden auch weder in einem Reiseführer, noch im Tripadvisor einen Hinweis auf den Nationalpark Cutervo. Völlig zu unrecht wie wir finden.
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